Le rituel AFAM (la plus grande obédience «régulière» allemande), également utilisé par les loges du GOS en Suisse alémanique, se termine avec un appel remarquable :
« Retournez dans le monde, mes Ffr., et faites vos preuves comme maçons. Opposez-vous à l’injustice où elle se montre. Ne tournez jamais le dos à la détresse et la misère. Veillez à vous-mêmes. Rentrez en paix ».
La planche interprète cette exhortation aux FF et essaie de définir l’injustice qui évidemment n’est pas le simple l’opposée de la justice. La justice se comprend, en général, comme l’application des lois. Les lois qui sont désignées par les puissants, au mieux «démocratiquement, par la volonté du peuple» en réalité souvent par des lobbies. De plus, une grande partie des lois se réfèrent aux sujets matériels, pas vraiment au chapitre-clé d’éthique qui est la valeur inhérente de l’humain.
A ce sujet, Kant a stipulé dans « Metaphysik der Sitten » de façon remarquablement simple : «Tout a une valeur ou de la dignité. Tout ce qui n’a pas un prix, contient de la dignité“
Les diverses déclarations des droits de l’Homme (ONU, Europe) définissent les « droits humains à la dignité ». Chaque maçon(ne) est appelé à ’utiliser sa conscience afin de reconnaître les violations de dignité vers autrui et de s’y opposer, dans sa vie profane et maçonnique.
Über das Unrecht
(Bauriss zur Gästeloge der RL „Heinrich Pestalozzi“, 16 Mai 2018)
und bewährt Euch als Freimaurer.
Wehret dem Unrecht wo es sich zeigt,
kehrt niemals der Not und dem Elend den Rücken,
seid wachsam auf Euch selbst.
Na, das ist doch etwas…: ein klarer Auftrag am Ende eines Rituals, dessen manchmal etwas melodramatische Symbolik über weite Strecken der Interpretation bedarf.
Unser Ritual ist jenes der Alten Freien und Angenommenen Maurer (AFAM), der grössten, sogenannt „regulären“, deutschen Obedienz. Der aufrührende Satz stammt also nicht aus einer besonders liberalen, aufmüpfigen Ecke der FM, sondern ist in den 60er Jahren sicher wohlüberlegt in das von tausenden Brr. praktizierte AFAM – Ritual aufgenommen worden.
Sollen wir etwa Recht und Gesetz zur Geltung verhelfen, als moderne Sheriffs mit rauchendem Colt? Schon bei dieser Frage wird sichtbar, dass Recht nicht einfach das Gegenteil von Unrecht ist. In „Rechtsstaaten“ – dies zu sein, behaupten ja fast alle Länder - besteht ein ausgeklügelter Mechanismus zur Rechtsfindung und Rechtspflege, da wäre unsere wohlgemeinte, aber wohl unprofessionelle Hilfe kaum sehr effektvoll. (Die NRA und der Präsident der USA haben da eine andere Meinung, aber das ist ein Kapitel für sich…)
Bevor ich weiter fahre, erlaubt mir eine Bemerkung: da ich weder Jurist noch Sozialphilosoph bin, soll dies keine akademische Abhandlung werden, sondern ein Versuch eigene Empfindungen und Überlegungen zu formulieren. Ich werde dementsprechend wenig Quellen zitieren, im Wissen, dass fast alles schon einmal von Berufenen gesagt worden ist.
Ein Grossteil des Rechts, das in der Gesetzgebung seinen Ausdruck findet, ist „entirely man-made“, d.h. es wird von einer menschlichen Gemeinschaft für deren eigene Bedürfnisse definiert. Im Normalfall, zu denen ich auch die demokratischen Gesellschaften zähle, haben bei der Gesetzgebung die Mächtigen allerdings wesentlich mehr zu sagen, als einflussarme Randgruppen ohne Lobby.
Der österr. Dichter, Freimaurer und bekennende Christ, Anton (Ritter von..) Wildgans hat dies 1911 sehr eindringlich formuliert: (Zwiesprach) “ ...wenn es gilt, Gewinn und Vorteil zu erjagen, oder Lust! Da brechen die Gesetze ein zu Wust, und Wirrsal ohne Kraft und Sinn, und leihen sich zum feilen Bunde her den Starken, und die Schwachen mäht es hin. Aber die Liebe führen wir im Munde, Herr, ……..Gott schweigt.“
(Eine etwas weniger aggressive Methode ist die Aushebelung der in Demokratien üblichen Gewaltenteilung. Dies bedeutet, dass die Unabhängigkeit der Rechtssprechung beseitigt wird und die Richter zu Befehlsempfängern degradiert oder ausgetauscht werden. Wir beobachten solches heute in Ländern wie der Türkei und Russland, sehen aber leider auch ernsthafte Versuche innerhalb einer geschwächten Europ. Union, z.B. in Polen und Ungarn.)
Recht wird durch Gesetze geregelt. Ein erheblicher Teil der Gesetzgebung, das Privatrecht…OR, ZGB…, regelt materielle Werte, vielfach Fragen des Eigentums, also nicht gerade besonders ethische Bereiche. Das öffentliche Recht z.B. das Strafrecht, bezieht sich auf abweichendes Verhalten einzelner von den gesellschaftlichen Normen. Die, genau betrachtet, zum Grossteil aus der religiösen Tradition stammen und erst durch die Aufklärung humanisiert wurden. Das Gleiche gilt für die Strafen.
Und Kampf gegen Unrecht, ist also nichts anderes als die Verteidigung von Würde. Dabei gibt es mehrere Stufen mit zunehmendem ethischem Gehalt. Fordert man Gerechtigkeit für sich selbst oder in einer Interessensgruppe dann geht es dabei meistens um die eigene materielle Besserstellung (als Antipoden nenne ich Gewerkschaft/ Gewerbeverband, Mieter- oder Hauseigentümerverband). Eigene Interessen zu verteidigen ist sicher sehr legitim, aber offenbar nicht jener Kampf gegen das Unrecht, zu dem uns unser Ritual auffordert.
Ein Freimaurer hat unlängst ein besonders starkes Zeichen gegen die extremste Form von Unrecht gesetzt: nämlich gegen brutalen Mord, Es war der Oberstleutnant Arnaud Beltrame, der sich in der Auseinandersetzung mit einem verblendeten Terroristen und Mörder als Geisel zur Verfügung stellte und sein Leben opferte. (Mitglied der RL Jerome Bonaparte der GLF)
An dieser Stelle können wir auch an die hunderten von Journalisten denken, die für ihre Forderung nach freier Berichterstattung in ungerechten Systemen im Kerker landen oder in den gefährlichsten Gebieten der Welt ihr Leben gaben, um nahe an die Wahrheit zu kommen.
Sofern man für benachteiligte Dritte eintritt, kann der Kampf für materielle Gerechtigkeit durchaus ethischen Charakter annehmen. „Unverschuldet“ arm und ungebildet sein, das beeinträchtigt die Würde erheblich, ohne jeden Zweifel. Jugendliche, die sich zurückgesetzt fühlen, sind die ideale Rekrutierungsmasse des militanten Islamismus.
Der letzthin häufig zitierte Gini-Koeffizient über die Verteilung von Vermögen und Einkommen und seine weltweite Entwicklung zwischen 2000 und 2016 zeigen, dass die Welt reicher, aber ungerechter wird. Eine Diskussion darüber würde wohl endlos werden, ich gestehe jedem zu, das Mass für materielle Ungerechtigkeit anders und sehr unterschiedlich zu empfinden. Auch nach meiner Meinung müssen Risikobereitschaft, Eigenverantwortung, Einsatz und Ideenreichtum „ihren Lohn haben“. Paradebeispiel dafür ist, wenn jemand in einem Start-up sein ganzes Vermögen einsetzt, Kredite aufnimmt und dann endlich zum Erfolg kommt. Viele nehmen auch hin, dass junge, hochintelligente und ideenreiche Turnschuhträger zu geradezu unheimlich scheinenden Vermögen kommen; wohl eher als den fast automatisch wachsenden Superreichtum der hergebrachten Finanz- und Rohstoffindustrie, samt ihren auswechselbaren Super-CEOs.
Mutige Whistleblower wie Edward Snowden haben sehr grosse persönliche Einbussen hingenommen, um die Auswertung der Big-Data-Flut durch Staatsorgane sichtbar zu machen. Sie wehren einem Unrecht, das die ganze Gesellschaft zu erleiden droht. Wir können uns im Kleinen am besten wehren, wenn wir unsere Daten nicht unüberlegt en masse ins Netz einspeisen aber auch wenn wir gut abwägen, welche Massnahmen bei der „Terror-Verbeugung“ wir dem Staat zugestehen. Es muss dabei erstaunen, dass für das sicher berechtigte Vorgehen gegen vermutenden Sozialmissbrauch eine wesentlich intensivere Überwachung diskutiert wurde, als gegen mutmassliche Terroristen. Von Steuervergehen gar nicht zu reden. (s. Zitat von Anton Wildgans…)
Unsere wenigen Beispiele für Unrecht divergieren ganz beträchtlich. Wir haben das Recht auf Würde und Respekt, auf Leben und Unversehrtheit, auf freie Information, auf angemessene Lebenshaltung und auf den Schutz der Privatsphäre berührt.
Wir können uns fragen, gibt es überhaupt eine Leitlinie, nach der wir beurteilen können, was Unrecht ist? Es gibt sie sehr wohl, diese Leitlinien, sie sind nichts anderes als die verschiedenen Erklärungen und Konventionen der Menschenrechte, deren erste weltweit verbindliche Fassung vor genau 70 Jahren von der UNO verabschiedet wurde.
Die MR-Deklarationen sind keineswegs so wirklichkeitsfremd, wie sie heute manchmal dargestellt werden. Vergessen wir nicht, dass ihre Promotoren aufgeklärte, bürgerliche Staaten waren, die 1948 dabei waren, die über Jahrzehnte erfolgreiche „soziale Marktwirtschaft“ einzuführen.
Die MR-Konventionen sind durchaus universell anwendbar, und keine „Humanitätsduselei“: Das Recht auf freie Niederlassung, weltweit, aus wirtschaftlichen Gründen, ist z.B. nicht als Menschenrecht definiert, sondern untersteht klar zwischenstaatlichen Abkommen. (vgl. CH-EU). Aber auch das Recht auf Schutz des Eigentums wird in Art. 17. ausdrücklich eingefordert, da steht kein Wort von zwanghafter Umverteilung. Allerdings sind auch die Privilegien nicht geschützt, die der wohlhabende Teil der weltweiten Gesellschaft heute in Anspruch nimmt. Z.B. unbeschränkte weltweite Mobilität zu Lasten der Umwelt und fremder Lebensräume und …“Steueroptimierung“, um nur zwei zu nennen. Beides sind Privilegien und nicht Menschenrechte, zu denen sie gerne, im Namen der Freiheit hochstilisiert werden. Ich erwähne bewusst Ansprüche, die von zwei vollkommen divergierenden Gruppen erhoben werden, den sehr Armen und den sehr Wohlhabenden.
Nach nun doch vielen Jahren in einer sich als liberal verstehenden Obedienz, muss ich mich allerdings der Auffassung anschliessen, dass gemeinsame Aktionen, gegen welches Unrecht auch immer, kaum in unserer Reichweite liegen. Eines der wichtigsten Merkmale unseres Bundes ist eben, dass sich bei uns, im Gegensatz zu Parteien und Religionsgemeinschaften, Menschen mit ganz verschiedenen Überzeugungen treffen. Unbehinderter Austausch unserer Meinungen: das soll einen wichtigen Stellenwert einnehmen, dabei dem anderen zuhören, seine Argumente abwägen, „einander belehren“ - so nennt es heute die „Alpina“ - aber weder zu polemisieren noch zu missionieren.
Tatsächlich stammt die Formulierung von Evelyne Beatrice Hall, einer späteren Biographin Voltaires, die damit die Einstellung Voltaires charakterisiert hat. Wer es auch immer gesagt hat, das Zitat tönt ein weiteres Menschenrecht an: jenes der freien Meinungsäusserung.
Meine Srr. und Brr.: Geht hinaus in die Welt und bewährt Euch als Freimaurer. Wehret dem Unrecht wo es sich zeiget, kehrt niemals der Not und dem Elend den Rücken…
Jeder für sich, ohne das Dogma einer Gruppe, jeder in seinem familiären, betrieblichen, politischem und weltanschaulichem Umfeld. In eigener Verantwortung, seinem Gewissen folgend, mit seiner eigenen, aber begründeten Einschätzung dessen, was Unrecht ist. Nicht mehr und nicht weniger.
PH 20. Mai 2018